39 Reiselustige folgten der Einladung des Eifelvereins Mettendorf-Sinspelt vom 3.- bis 6. Oktober 2024 an die belgische Küste und in die Hauptstadt Westflanderns Brügge. Unser inzwischen schon mehrfach erprobter Reiseleiter Rudi Willems stellte das Reiseprogramm zusammen und arbeitete mit dem Busunternehmen Feuerer aus Bernkastel-Kues zusammen.
Bereits vor halb acht stand unser Busfahrer Markus mit dem komfortablen Reisebus auf dem Dorfplatz in Mettendorf bereit, um uns superpünktlich nach Zustiegen in Sinspelt und Oberweis bei strahlendem Sonnenschein an die belgische Küste zu bringen.
Wir bewunderten seine Fahrkünste, genossen seine humorigen Kommentare und seine unerschöpflichen Getränkevorräte. Bei dieser fröhlichen Truppe kam in der 5-stündigen Fahrt keine Langeweile auf.
Nach einer Rast kurz vor Ostende kamen wir gegen halb drei in unserem Hotel Royal Astrid in Ostende an – nur 5 Gehminuten von der Strandpromenade entfernt.
Wie unser Reiseleiter die Rezeption erweichte, uns vor 15 Uhr einchecken zu lassen, wird wohl sein Geheimnis bleiben; der Check-in war bestens vorbereitet und unsere beiden Stadtführerinnen warteten bereits vor 16 Uhr vor dem Hotel auf uns. Wer wollte in die schnelle, wer in die etwas langsamere Gruppe?
Ostende ist eine geschäftige Hafenstadt mit mehr als 70 000 Einwohnern und kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Die Stadt wurde seit ihrer Existenz von zahlreichen schweren Sturmfluten, denen viele Menschen und große Teile der Stadt zum Opfer fielen, getroffen. Bereits im 18. Jahrhundert war es die Drehscheibe des westeuropäischen Handels und hatte 30 Jahre das Monopol für den Handel mit Afrika und Indien.
Ein gewitzter Engländer begründete den Badetourismus der Stadt und für die reiselustigen Engländer wurde Ostende zu „our town on the continent“.
Auch der erste König Belgiens Leopold I war von Ostende fasziniert und ließ 1837 den ersten Kursaal, einen Prachtbau, errichten, der im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen zerstört wurde.
Auch Leopold II war in den Badeort vernarrt und hatte seine Residenz direkt in die Dünen gebaut. Inzwischen befindet sich im Thermenpalast ein 4-Sterne-Hotel, dessen prachtvolles Foyer wir betreten konnten. Vom Thermenpalast – Ostende hatte früher eine Heilquelle – hatten wir einen guten Blick auf die Wellington-Pferderennbahn, zu der die 400 m langen Königlichen Galerien führen.
Die Venezianischen Galerien führen zur Königlichen Villa, die inzwischen auch ein 4-Sterne-Hotel ist. Unser Treffpunkt zu den Strandspaziergängen war das schon von unserem Hotel aus zu sehende Reiterstandbild von Leopold II.
Wir spazieren in das Zentrum der Altstadt, wo der fast quadratische Wapenplein (Waffenplatz), ein Paradeplatz, liegt. Nur noch der achteckige Musikpavillon ist ein kleiner Rest aus der Belle Epoque. Die langsamere Gruppe ging dann noch bis zum Seeheldenplein, wo ein Monument für die auf der See gebliebenen Fischer und Matrosen zu sehen ist. Die schnelle Gruppe schaute sich noch den Visserskaai mit den verlockenden Fischbuden an. Auf dem Rückweg zum Hotel konnten wir noch einige schöne Beispiele von Häusern aus der Belle Epoque mit den Loggien bestaunen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Ostende sein Aussehen total verändert; an der Strandpromenade vollzog sich der Wiederaufbau im Zeichen des Massentourismus: ein mächtiger Wall aus Apartment-Hochhäusern.
Zu dem ersten gemeinsamen Abendessen trafen wir uns vor dem Hotel und spazierten auf der Standpromenade zum Restaurant „Le Basque“, wo unser Reiseleiter nach erfolgreichem Vorkosten bereits im Sommer für uns reserviert hatte. Mit der Speisekarte hatten wir uns schon im Bus vertraut machen können. Nicht nur die Fisch- und Muschelliebhaber kamen auf ihre Kosten; der Service war freundlich und sehr effizient.
Der Ausklang des ersten Küstentages fand in der Hotelbar statt, die auch an den folgenden Abenden von allen gern zum Schlummertrunk besucht wurde.
Unser 2. Tag begann ganz nach Plan um 8 Uhr in dem geräumigen Frühstückssaal mit dem wahrlich reichhaltigen Buffet, das nichts zu wünschen übrig ließ.
Mit unserem Reiseleiter und der lokalen Tagesbegleiterin, die einen Teil von uns schon am Vortag durch Ostende geführt hatte, ging es pünktlich um 9 Uhr zu unserem ganztägigen Ausflug entlang der belgischen Küste. Wir wollten zunächst in den wohl schönsten Ort an der Küste, nämlich De Haan.
De Haan soll seinen Namen von einem stimmgewaltigen Hahn haben, der bei schlechter Sicht umherirrende Fischer in sicheres Gewässer gelotst haben soll. Das einst verschlafene Dorf war bereits Ende des 19. Jahrhunderts offiziell Badeort geworden. Nichts wurde dem Zufall überlassen und das schöne Stadtbild wurde bis heute erhalten; alles Neue wurde harmonisch dem bestehenden Stil angepasst.
Die meisten Häuser sind im Cottage-Stil gehalten, mit verschachtelten Dachbauten, Ecktürmchen, Terrassen und Loggien, doch auch sogenanntes „Pseudo“-Fachwerk ist zu sehen, was ein Grund dafür sein könnte, dass De Haan bei deutschen Touristen besonders beliebt ist. Auf unserem Rundgang kamen wir auch an der Villa vorbei, in der Einstein 1933 ein halbes Jahr lebte, bevor er in die USA emigrierte. Er „erschien“ an einem der Fenster, um unsere kleine Abordnung aus der Eifel freundlich zu begrüßen.
Nun ging es an der Küste entlang über Middelkerke und Westende, Nieuwpoort und Koksijde ins Landesinnere nach Veurne, wo wir individuell auf den zahlreichen Terrassen auf dem Marktplatz eine Kleinigkeit essen konnten, seien es wafels, crêpes oder etwas Deftigeres.
Der pittoreske Mittelpunkt von Veurne ist der Grote Markt, der aus backsteinernen Renaissance-Häusern mit stattlichen Treppengiebeln den Marktplatz zu einem der schönsten Belgiens macht.
Unser nächstes Ziel war De Panne. Bereits in den 1930er Jahren setzte der Bau von Reihen- und Apartmenthäusern ein und führte nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Errichtung hochstöckiger Touristenunterkünfte zu dem heutigen Bild des „zweiten Atlantikwalls“.
Nachdem wir De Haan und Veurne erlebt hatten, war De Panne ein architektonisches Kontrastprogramm. In einem kurzen Strandspaziergang gelangten wir zu einer Aussichtplattform, von der wir bis nach Dunkerque in Frankreich blicken konnten.
Um uns ein Beispiel der heutigen Küstenschutzmaßen, die durch die stetig steigenden Meeresspiegel wichtiger denn je sind, zu zeigen, konnten wir die mit Gräsern bepflanzten Dünenterrassen besichtigen.
Weiter ging es nach Middelkerke, wo wir das erst im April eröffnete Casino mit seiner originellen Form, dessen Anlage auch Teil einer Küstenschutzmaßnahme ist, kurz sehen konnten. In Nieuwpoort fuhren wir an dem Monument, das König Albert I und Helden im I. Weltkrieg gedenkt, vorbei.
Ein Ausflug voll von schönen und sehr interessanten Eindrücken ging zu Ende. Nach einer kurzen Rast im Hotel trafen sich diejenigen der Gruppe, die noch Lust auf Sandstrand hatten – beschuht oder barfuß. Der Abend stand zur freien Verfügung.
An unserem 3. Tag stand ein ganztägiger Ausflug nach Brüggge auf dem Plan.
Auch hier wurde unsere Gruppe von den beiden Stadtführern in schnell und etwas langsamer eingeteilt. Doch wer glaubte, dass das zarte Persönchen weniger zu bieten hätte als der Kollege, sollte sich täuschen.
In Brügge lebt die Vergangenheit: mittelalterliche Bauten und schmale Grachten, Kunstschätze in Museen und Kirchen, beschauliche Stimmung im Beginenhof und am Minnewater (See der Liebe), Brügger Spitzen, flämische Baukunst und nicht zu vergessen die Glockenschläge vom mächtigen Belfried.
Brügge war im 12./13. Jahrhundert die bedeutendste Stadt Flanderns und führende Handelsstadt Europas. Besonders eng waren die Handelsbeziehungen mit England, das fast die gesamte Wolle für die flämischen Webereien lieferte. Ab dem 15. Jahrhundert ging es mit Brügge bergab, die Hafenzufuhr versandete. Im 17./18. Jahrhundert erholte sich das Gewerbe, indem es sich auf die Kunst der Spitzenherstellung verlagerte.
1907 erhielt Brügge durch den Bau des Boudewijn-Kanals und des Vorhafens Zeebrügge wieder Zugang zum Meer. Touristen aus aller Welt kurbeln heute den Fremdenverkehr kräftig an; auch unsere Eifler-Gruppe fand sich in Brügge mit Touristen aus 3 Kreuzfahrtschiffen wieder.
Der Beginenhof hingegen wirkt wie eine Oase der Stille, wenn man den Innenhof, mit den weißgekalkten Begijnhuisjes und Bäumen gesäumt, betritt. Bis 1928 haben Beginen in dem Hof ihr frommes Leben geführt. Inzwischen wohnen nur noch einige Benediktinerinnen hier.
Wir gelangen nun an die Gracht mit dem gotischen Schleusenhaus, das in das Minnewater, den See der Liebe, übergeht und heute mit weißen Schwänen bevölkert wird. Auf unserem Rundgang verweilen wir am Walplein, wo die jetzt noch einzige Brauerei von Brügge De Halve Maan das Bier in einer kilometerlangen Pipeline aus der Stadt transportiert – die Brauereifahrzeuge störten zu sehr.
Das Gruuthuse Museum ist im ehemaligen Palast der Herren von Gruuthuse, die das Monopol auf eine Kräutermischung, mit der das Bier vor dem Aufkommen des Hopfens gewürzt wurde, besaßen. Hinter dem Gruuthus ist die mächtige Onze-Lieve-Vrouwkerk zu sehen, wo Michelangelos lebensgroße „Maria mit dem Kind“ bewundert werden kann – sie ist das einzige Kunstwerk von ihm in Belgien.
Wir spazierten weiter zum Burgplein, wo der erste Graf Flanderns eine Burg errichtet haben soll; hier steht bis heute die Heiligblutbasilika, in der die Reliquie mit dem Blut Christi aufbewahrt wird. Links davon befindet sich das gotische Rathaus mit den farbigen Wappenschildern, die die Herrscher über Brügge und die Städte, über die Brügge die Gerichtsbarkeit hatte, zeigen.
Vorbei am Platz der Gerber gelangen wir zum Rozenhoodkaai, wo wir am Nachmittag zu einer Grachtenfahrt starten sollten. Auf dem Marktplatz mit dem 83 m hohen Belfried, dem markanten Wahrzeichen der Stadt, endet unser Rundgang, der uns in 2 Stunden einen ersten Eindruck von dieser unglaublich schönen Stadt vermittelte. Manch einer wird sicherlich gerne noch einmal hierher zurückkehren.
Nach unserer Mittagspause, die wir auf den sonnigen Restaurantterrassen verbrachten, galt es mit der Zählschleuse die Vollzähligkeit der Gruppe mehrmals zu überprüfen.
Zur verabredeten Grachtenfahrt saßen wir alle im selben Boot und genossen auf den 3 km Fahrt noch einmal diesen schönen Ort vom Wasser aus.
Nach der Ankunft in Ostende und einer kurzen Ruhepause im Hotelzimmer trafen sich nur noch wenige Strandläufer, um ein letztes Mal den Sandstrand zu genießen.
Im „Bon appétit“ am Visserskaai besetzten wir ganz den gemütlichen Nebenraum des Restaurants, wo wir in ausgelassener Stimmung zu uns nahmen, was die abwechslungsreiche Speisekarte bot. Wir wurden wie Stammgäste bedient – auch hier war der persönliche Kontakt von der Erkundungstour von Nutzen.
Ein letztes Mal konnten wir die gemütlichen Sessel in der Hotelbar besetzen und den Abend fröhlich ausklingen lassen.
An unserem 4. Tag war als letzter Programmpunkt der Besuch des Meeresaquariums Sealife in Blankenberge, das Teil der größten Aquariumfamilie der Welt ist, geplant. Hier befindet sich die einzige Seehundrettungsstation Belgiens.
Nachdem wir der Fütterung eines Otterpärchens beigewohnt hatten, meldeten sich auch bei uns wieder die Lust auf Snacks, Drinks und natürlich die gesunde Meeresluft. Die Strandpromenade empfing uns trotz Sonnenschein in sonntäglicher Ruhe – die Blankenberger waren wohl in den Wahllokalen.
Der berühmt-berüchtigte Brüsseler Ring bot uns auf der Rückreise mit seinen „Omleiding“-Schildern doch noch die Möglichkeit, das Wahrzeichen Brüssels, das Atomium, zu bewundern, wollte uns allerdings absolut nicht mehr in die richtige Richtung fahren lassen. Nun war Navigationskunst gefragt.
Nach einer kurzen Rast bei Lüttich kamen wir gegen halb acht auf dem Dorfplatz in Mettendorf an – waren wir wirklich nur 4 Tage unterwegs?
Diese Reise in unser Nachbarland Belgien hat uns nicht nur herrliches Oktoberwetter, sondern auch viel Schönes und Beeindruckendes erleben lassen, es hat sich wahrhaftig gelohnt, das schöne flache Flanderland zu erkunden.
Ein herzliches Dankeschön gebührt unserem Reiseleiter, der dieses tolle Programm für uns zusammengestellt hatte und alles bestens vorbereitet und durchgeführt hat.
Text: Monika Willems, Fotos: Rudi Willems